Ausgesuchte Dialoge aus meinen Stücken und Libretti

Aus "Fabula Vivit - Pilgrims Nibelungen" Schauspiel mit Musik

 

Salomon           Einmal abgesehen von Heiratsplänen, was habt Ihr weiter vor?

Pilgrim             Was meint Ihr?

Salomon           Herr Bischof Pilgrim, Ihr seid ein ehrgeiziger Mann.

Pilgrim             Das hätten wir gemeinsam, meint Ihr nicht?

Salomon          Mit andren Wirkungskreisen, will ich meinen.

                           Kleine Stille.

Pilgrim             Ein Lied.

Salomon          Ein Lied? Wollt Ihr mir König David machen?

Pilgrim             Ein Lied. Ein Gedicht. Eine Geschichte.

Salomon           Ah! Was Neues auszubreiten? Erfunden?

Pilgrim             Gefunden eher. Ein altes Lied. Von Burgunden, Hunnen und einer sehr – besondren – Frau.

Salomon          Versunkene Geschichten? Damit treibt Ihr Politik? Das ging schon einmal schief, Herr Erzbischof.

Pilgrim             Die Geschichte hat das Zeug für Heute.

Salomon          Altes Zeug? Das ist doch mehr für Barden.

Pilgrim            „Höre Israel! Der Herr ist unser Gott und sonst keiner. Behaltet die Gebote im Gedächtnis, die ich Euch heute verkünde.“ Sagt Ihr mir nicht, wie lange altes Zeug besteht.

Salomon          Verzeiht, Herr Bischof, aber vermischt Ihr nicht Geglaubtes und Geschichte?

Pilgrim             Ich? Nun, Salomon, ein wenig klüger dürft Ihr sein.

Salomon          Klüger? Besser nicht. Bischof und Jud, das bleibt einmal getrennt. Nur noch eine Frage also: Was, Herr Bischof von Batavia, hat Euer Zeug so Besonderes an sich? Euer neues altes Lied?

Pilgrim             Ein Wort.

                           Salomon irritiert.

Salomon           Ein Wort?

Pilgrim             Oh ja! Ein Wort. Ein Wort mit Kraft, ein Wort für unsre Zeit. Das Wort, den Begriff füll ich mit meinem Lied. Bis alle es begreifen. Was begriffen wird, kann auch ergriffen werden.

Salomon           Euch scheint es zu ergreifen. Doch mir, seht es mir nach, macht Ihr ein wenig Angst. Gebt Acht, dass Ihr mit Eurem Wort nicht um Euch schlagt und mit diesem neue Gräben schüfet. Mit Worten kann man Schwerter schmieden. Ein mächtiges Wort für eine gute Sache – das kann rasch Böses wirken. Doch, Herr Bischof, wollt Ihr mir das Wort nicht sagen?

                           Pilgrim ohne Emphase, ohne Pathos, ruhig.

Pilgrim             Europa.

 

Aus "Fake or Fact" Komödie auch Parabel

Demeter: Aphrodite, holst Du Herrn Wegelein sein Bier?

Marian: Sie heißen Aphrodite?

Aphrodite: So weit ich weiß.

Marian: Aphrodite, wie die Aphrodite?

Aphrodite: Und wer soll die Aphrodite sein?

Marian: Die griechische Göttin der Liebe?

Aphrodite: Ja, und? Nur weil Ihr Vater Sie nicht Zeus genannt hat, kann ich doch Aphrodite heißen. Man kann ja auch Amadeus heißen oder Cäsar. Ich meine, Namen sind doch nicht heilig oder so was.

Marian: Und Sie wohnen zusammen mit Herrn Hermes?

Aphrodite: Wüsste nicht, was Sie das kümmern sollte. Ah, vestehe, Hermes. Der Götterbote, hab ich recht? Dann hätten Sie zwei Götter in einer WG. Phantasie habt Ihr Fernsehleute, das muss man Euch lassen. Für's Protokoll: Götter gibt's nicht. Und griechische Götter schon gar nicht.

Demeter: Nicht mehr jedenfalls.

Aphrodite: Danke, Demeter.

Marian: Demeter?

Aphrodite: Ja, Demeter. Und bevor Sie fragen: Sie ist nicht verwandt oder verschwägert mit der gleichnamigen Göttin aus Griechenland. Sie arbeitet als Kassiererin in einem Bio - Laden. Mehr Demeter ist nicht. Und Ihr Götterbote Hermes heißt bürgerlich Harry Hermes und ist Paketbote.

Marian: Meine Damen, lassen Sie mich das zusammenfassen: Ihre WG besteht aus drei griechischen Göttern, will sagen aus drei Personen, die wie griechische Götter heißen.

Aphrodite: Ich nehme an, Sie finden das lustig.

Marian: Lustig? Nein, phantastisch. Besser geht's nicht. Ein Lotto Gewinn ist wahrscheinlicher. Sie wissen, ich arbeite für's Fernsehen. Was würden Sie dazu sagen, wenn ich Sie berühmt mache? Mit einer Reichweite von der griechische Götter nur träumen können.

 

Aus "Skandal - Über Götter und Kritiker" Komödie

Zeus: Prometheus! Welche Überraschung! Was führt Dich auf den Olymp, alter Verräter?

Prometheus: Mir ist das Feuer ausgegangen. Kleiner Scherz, Zeus.

Zeus: Zündender Witz. Ein Joghurt zur Erfrischung?

Prometheus: Du übst immer noch Wortspiele.

Zeus: Geht es Deiner Leber besser?

Prometheus: Erholt sich. Braucht seine Zeit.

Zeus: Schmerzen?

Prometheus: Ouzo geht noch nicht.

Zeus: Ja, ja, die Folgeschäden. Wenn Du zur Sache kommen könntest? Die Zeit drängt.

Prometheus: Und da denken die Menschen Ihr hättet ewig Zeit.

Zeus: Mein lieber Prometheus, die Menschen machen sich völlig falsche Vorstellungen von der Ewigkeit.

Prometheus: Ich könnte sie aufklären.

Zeus: Tu das. Eure Theologie ist so verworren.

Prometheus: Was wohl der Grund ist, dass die Menschen immer noch an Euch glauben.

Zeus: Schön zu hören.

Prometheus: Tatsächlich bin ich hier, um Dich um einen Gefallen zu bitten.

Zeus: Da schau an! Der Dieb bittet.

Prometheus: Ihr habt heute Abend eine Premiere.

Zeus: Erinner mich nicht daran.

Prometheus: Die Musen haben mit davon erzählt.

Zeus: Die Musen? Sie sie draußen? Alle neun?

Prometheus: Nein, sie warten im Wagen. Sie brauchten eine Mitfahrgelegenheit. Der Thespiskarren ist in der Werkstatt.

Zeus: Wenn Du eine Karte brauchst, wir sind voll.

Prometheus: Gott bewahre. Du wirst zuegeben, dass Theater eine langweilige Angelegenheit ist.

Zeus: Todlangweilig. Das brauchts Du mir kaum zu erläutern.

Prometheus: Wir wissen, woran das liegt: Euch fällt nichts ein.

Zeus: Wir sind Götter.

Prometheus: Eben. Ihr habt keine Autoren, miserable Schauspieler und sehr beschränkte Regisseure.

Zeus: Theater eben. Worauf willst Du hinaus?

Prometheus: Erlaube mir auf der Erde Theater zu spielen. Die Menschen haben kein Theater. Täte ihnen gut.

Zeus: Gottesdienste sind völlig ausreichend. Was ist für mich drin?

Prometheus: Herrliche Ausflüge auf die Erde.

Zeus: Die habe ich ohnedies. Erklär mir das.

Prometheus: Menschen, im Gegensatz zu Göttern, sind witzig und, wie Du sehr wohl weißt, äußerst freizügig in Sachen Moral. Schenk Ihnen Theater. Was meinst Du, was es für ein Spektakel gibt, wenn die einmal losgelassen. Sie werden Theater wie das Leben gestalten. Prall, saftig, deftig, tragisch, spannend, lustig, anarchisch.

Zeus: Ich gebe zu, langweilig klingt anders. Aber, ob Hera dem zustimmen wird? Ich habe gerade ein Legitimationsproblem was abends ausgehen angeht.

Prometheus: Kommt ganz darauf an, wie Du es ihr verkaufen willst.

Zeus: Was sage ich ihr, warum ich den Menschen Theater erlaube?

Prometheus: Dass Theater eine erweiterte Form von Gottesdienst ist.

Zeus: Ich muss zugeben, Du klingst überzeugend. Und Du? Wo ist Dein Vorteil bei der Sache? Selbstlos ist nicht Dein Stil.

Prometheus: Ich werde Generalintendant.

Zeus: Was ist das?

Prometheus: Theater Ober Chef. Wie Du hier oben.  Und ich darf die Schauspielerinnen auswählen.

Zeus: Aha. Wenn Du da Hilfe brauchst...

Prometheus: Lasse ich es Dich wissen.

Zeus: Gut. Aber ohne Hera geht gar nichts. Wenn sie Nein sagt, heißt das Nein. Warte draußen, bis wir Dir Bescheid geben. Grüß die Musen von mir.

Prometheus: Ich verlasse mich auf Dich.

Zeus: Wir sehen uns.

Prometheus geht ab. Von hinten kommt Hera ins Zimmer.

Hera: Theater, so so.

Zeus: Du hast gelauscht.

Hera: Die Tür stand offen. Du bist also für das Menschen Theater?

Zeus: Unbedingt. Aber Du musst es auch wollen.

Hera: Die Idee kommt von Prometheus. Sieh Dir an, was die Menschen mit dem Feuer machen.

Zeus: Sie wollen doch nur spielen.

Hera: Mit dem Feuer? Ich kenne die Menschen. Objektiver, als Du möchte ich meinen. Reg Dich nicht auf, Deine Weibergeschichten sind hier nicht das Thema. Das mit den Menschen war ein Versuch. Angebetet zu werden ist ja ganz schön, aber die Sache hat sich nicht zum Guten entwickelt. Alles, was wir ihnen gnädig geschenkt haben, haben sie zu ihrem Vorteil verändert. Sie werden aus dem heiligen, langweiligen Theater eine sündige Bretterbude machen. Gegen Geld versteht sich.

Zeus: Wir geben ihnen Regeln für das Theater.

Hera: Als ob Menschen sich an Regeln halten. Mit Regeln allein erreichen wir nichts. Wir brauchen Zensoren, die diese Regeln überwachen. Es gilt nichts weniger, als einen neuen Beruf zu erschaffen: Kritikos.

Zeus: Wie bitte?

Hera: Meine Erfindung. Der Kritikos wird in jeder Premiere sitzen und mitschreiben. Seine Kritiken, also was er geschrieben hat, werden veröffentlicht. Das ist meine Bedingung: Ohne Kritikos kein Theater.

Zeus: Hm, und wer soll das machen?

Hera: Menschen natürlich. Sie verzeihen nichts, denn sie sind keine Götter.

 

Aus "Letzte Weihnacht" Komödie

Michael: Das ist Immanuel. Hör zu, ich will Dir nichts vormachen. Ich kenne ihn nicht. Er hat vorhin geklingelt und...es alles nicht so einfach. Er hat mich um Obdach gebeten. Für Weihnachten.

Martha: Gibt es da etwas, was ich wissen müsste?

Michael: Hör auf! Immanuel möchte in einer Familie Weihnachten feiern. Weihnachten ist sein Geburtstag.

Martha: Wie wäre es mit seiner Familie?

Michael: So einfach ist das nicht.

Martha: Du wiederholst Dich.

Michael: Zuhören, Herrgott! Es wird sein letztes Weihnachten auf Erden sein.

Martha: Rührend. Wie lange bist Du schon in der Werbe Branche? Ich hoffe, Du hast den Tresor gesichert.

Michael: Martha! Der Mann wird sterben. Du hast selbst gesehen, dass er kein Penner ist.

Martha: Ein Penner wäre mir lieber. Und überhapt: Weihnachten ist morgen.

Michael: Er wird bis morgen bei uns bleiben. Im Wintergarten.

Martha: Möchtest Du mir sagen, dass Du am 23. Dezember einem wildfremdem Mann die Tür geöffnet, Krippenspiele veranstaltet und mit Josef in der Hand das Evangelium verkündigt hast: Schlaf bei uns im Wintergarten.

Michael: Wenn Du einmal zuhören könntest: Der Mann ist krank.

Martha: Glaub ich sofort.

Michael: Er wird sterben! Es ist sein letzter Wunsch Weihnachten in einer Familie zu feiern. Was ist daran so faslch?

Martha: Kennst Du den Mann? Nein! Hast Du irgendweinen Beweis für seine Geschichte? Nein! Könnte genauso einer reinmarschieren und behaupten er sei Jesus und ihm sei nach Weihnachten.

Michael: Und wenn? Du würdest noch von Jesus den Personalausweis verlangen.

Martha: Würde ich, verlass Dich drauf.

 

 

Aus "AbschuSS - Wilderer und Bauernopfer". Drama in 4 Bildern

Wirt:               S‘ Madel hat uns verzählt, Sie könnten etwas tun für unsern Buam. Mit dera Sondereinheit.

 

Fremder:       In der Tat, mein Bester. Habe heute schon in der Haftanstalt anrufen lassen. Man hat Ihren Sohn wohl übersehen. Nach allem, was mir Ihre Schwiegertochter in spe erzählt hat, scheint Ihr Sohn ein anständiger Kerl zu sein.

 

                        OGL regt sich auf. Diese Neuigkeiten kennt er noch nicht.

 

OGL:               Ein hundsgemeiner Wilderer is der. A Verbrecha. Gstellt hams den, inflagranti.

 

                        Fremder reagiert sehr scharf auf diese Bemerkung.

 

Fremder:        Das sehe ich anders, Herr Ortsgruppenleiter. Mag er in den Augen eines etwas zu objektiven Gesetzbuches gefehlt haben – ein übler Fallensteller ist er nicht. Hat nur auf seine Weise die Familie versorgen wollen.

 

OGL:               Aber des…

 

                        Fremder weiter scharf im Ton.

 

Fremder:        Angezeigt von einem Denunzianten, der selber gern am Sonntag sein Wild aß. Umstände deuten darauf hin, dass der Denunziant nicht uneigennützig gehandelt hat. Erbe, Erbhofbauer, Erbhofrichter, HJ Heim, Grundstück sind die Worte, die mir in den Sinn kommen. Ich will das einmal nicht weiter untersuchen. Denn das Heim ist löblich – der Verrat ist es nicht. Und Verräter mag keiner.

 

Lehrerin:        Ich verstehe nicht ganz…

 

Wirt:               Brauchen‘ S ned. Fräulein. Der Bürgermoasta woaß scho wer gmoant is.

 

Wirtin:           Ganz genau, woaß der des.

 

Wirt:               Herr Obersturmbannführer, was heißt jetzt das genau für mein Buam?

 

Fremder:        Ihr Sohn kommt zur Waffen - SS Sondereinheit Wilderer. Spezialeinsätze zugeschnitten auf die Fähigkeiten eines Wildschützen. Grundausbildung im KZ Oranienburg, dann Front. Schießen und anschleichen kann er ja. Bewährt er sich, wird ihm die Strafe erlassen.

 

Wirt:              Is er dann nimma vorbestraft?

 

Fremder:        So werden wir es gestalten.

 

 

Aus "Ludwig und der Dieb - Beethovens Genie und Schindlers Wahrheit." Fakten basiertes Drama

Schindler: "Ladung in der Causa Beethoven: Heut auf acht Tage ersucht eine wohlmeinende Direktion der Gesellschaft der Musik Freunde Herrn Prof. Schindler zur freundlichen Einvernahme über beträchtliche Fragen bezüglich der Musikalien des verstorbenen Tonkünstlers Ludwig van Beethoven." Was hat es damit auf sich, Herr Sekretär?

Prohaska: Es soll etwas Großartiges geben. Für unseren Beethoven. Ihnen ist eine importante Rolle zugedacht. Von Auftritt war die Rede. Festakt auch.

Schindler: Heut auf acht Tag. Da müsst ich meine Pläne ändern.

Prohaska: Tun's das, lieber geschätzter Herr Professor. Für unsern Beethoven. Sie werden doch gebraucht.

Schindler: Dass mich diese Ladung hier erreicht. Man sollte von Fügung sprechen.

Prohaska: Wie darf ich dieses deuten?

Schindler: Sie wissen wohl kaum, Herr Sekretär, wo wir uns just befinden?

Prohaska: Nun, doch in Wien.

Schindler: In diesem Hause, junger Mann, entstand des Meisters symphonische Vollendung.

Prohaska: Ich ahne.

Schindler: Hier in diesem unscheinbaren Kasten entstand die 9. Symphonie. Der Götterfunke aus der des Meisters Feder.

Prohaska: Sie sehen mich ergriffen.

Schindler: Ohne Übertreibung darf ich sagen neben dem Meister gesessen zu haben, als das Tonkunstgebilde täglich wuchs.

Prohaska: Ihr selbst hättet? Vor Eurer Zeugenschaft?

Schindler: Ihr scheint, mein lieber Sekretär, dem Meister ehrlich zugewandt. Wenn Ihr es denn eben wollt, ich zeigte Euch ein paar Reliquien des Verewigten.

Prohaska: Mir diese Gefälligkeit, diese Gnade.

 

Aus "Ludwig und der Dieb - Beethovens Genie und Schindlers Wahrheit" Fakten basiertes Drama

Schindler: Sie reißen beständig alles aus seinem natürlichen Zusammenhang.

Lannoy: Tue ich das, Herr Schindler? Besser sagte ich: Sie schaffen erst die Zusammenhänge!

Schindler: Sie werfen mir - mir! Lügen an den Kopf?

Lannoy Komponierte Erinnerung trifft es besser.

Schindler: Sie mir? Wer sind Sie denn, Sie Nachgeborener? Ich habe Beweise.

Lannoy: Wie sind Sie  wohl an die gekommen? Rechtmäßig oder angeeignet, es vornehm zu benennen. Hat Beethoven Ihnen diese vermacht?

Schindler: In der Tat. Noch auf dem Sterbelager übermachte er mir seine Konvestationshefte. "Machen Sie was daraus, mein bester Schindler."

Lannoy: Etwas daraus gemacht haben Sie allerdings.

Schindler: Nun wird es mir zu bunt!

Lannoy: Zu bunt? Ja, vieler Farben haben Sie sich bedient, um ein Bild, Ihr Bild Beethovens zu malen. Sekretär, Schüler, Freund. Großartige Steigerung. Und wie bewiesen? Durch Gesprächseinträge in die Hefte.

 

Aus:"Papst Petrus, der Zweite". Kurien Komödie

Ecclesia: Petrus!

Der Papst ist erschrocken, wie auch verwundert. Eine Frau in seinem Zimmer ist ungewöhnlich und unziemlich.

Papst: Was macht Ihr hier?

Ecclesia: Sichtbar werden.

Papst: Sichtbar werden?

Ecclesia: Ja, vorher ging es nicht.

Ein kleines Schweigen. Mit einem Mal wird ihm klar, was nur ihm klar werden kann.

Papst: Oh, Du mein Gott! Jetzt und in der Stunde unseres Todes, Amen!

Ecclesia: Ich sagte ja, vorher ging es nicht.

Der Papst geht vor Ecclesia auf die Knie und küsst den Saum ihres Kleides.

Papst: Heilige Maria, Mutter Gottes, Du bist mir erschienen. Diese Gnade ist zuviel für einen gewöhnlichen Sterblichen, wie mich.

Ecclesia: Petrus, Du bringst die Bilder durcheinander. Sterben ist allerdings auch kein leichter Akt.

Papst: Sterben?

Ecclesia: Ja, Du bist soeben gestorben.

Papst: Schwer zu glauben. Ich habe nichts gespürt.

Ecclesia: Es ist sehr unterschiedlich.

Papst: Ich fühle mich sehr lebendig.

Ecclesia: Du bist auch nur tot.

 

Aus: "Papst Petrus, der Zweite" Kurien Komödie

Kardinal: Wenn Seine Heiligkeit hier gestorben ist, dann müsste Seine Heiligkeit auch hier sein. Keine Heiligkeit zu sehen. Keine tote Heiligkeit.

Sekretär: Ich bezeuge Euch vor der toten Heiligkeit gekniet zu haben. Mein Wort als Priester.

Kardinal: Ihr habt geglaubt, er sei tot.

Sekretär: Eminenz, das hättet Ihr auch geglaubt.

Kardinal: Ich glaube gar nichts, bevor ich es nicht sehe.

Laura: Meine Herren, bei allem Respekt. Ein toter Papst ist nicht so leicht aus der Welt zu schaffen. Bei dieser Sachlage bräuchten wir ein Wunder.

Kardinal: Wunder sind old school, wie Ihr sagen würdet.

Laura: Eminnenz, wenn die Welt eines braucht, dann ein Wunder. In unserem Falle ein vatikanisches Wunder.

Sekretär: Jetzt verstehe ich: Der Sessel ist leer. Das Grab ist leer. Er ist auferstanden. Von den Toten auferstanden. Uns ist ein Zeichen geworden.

Laura: Das hört sich sehr brauchbar an.

Sekretär: Ein Wunder! Die dritte Himmelfahrt. Jesus, Maria, der Papst. Die Dreizahl!

 

Aus: "Mensch Striese!" Komödie

Paul: Du erinnerst Dich an unsere wilden Zeiten?

Martin: Welche genau?

Paul: Studium. WG.

Martin: Hast Du Drogen dabei? Gib mir den Chablis zurück.

Paul: Ich meine Deine kurze Karriere als Dramatiker.

Martin: Nein.

Paul: "Nein" kommt später. "Der Raub der Sabinerinnen". Klingelt da was bei Dir?

Martin: Nein.

Paul: Doch! Dein wunderbar anarchisches Frühwerk über die freie Liebe. Sex für jedermann, mit jedermann.

Martin: Nein!

Paul: Fragst Du Dich warum ich das Thema anschneide?

Martin: Ja.

Paul: Richtige Antwort. Dein Raub der Sabinerinnen wird aufgeführt werden. Hier in Deiner Stadt.

Martin: Lass den Scheiß! Wenn Du was Stärkeres brauchst, hole ich es Dir.

Paul: Du hast noch 5 Minuten, um Dir anzuhören, wie es laufen wird, dann klingelt er.

Martin: Wer klingelt?

Paul: Dein Uraufführungsregisseur.

Martin: Hast Du was genommen?

Paul: Emanuel Striese wird Dein Stück aufführen.

Martin: Das ist eine Theaterfigur.

Paul: Stimmt.

Martin: Paul, bitte. Eine Theaterfigur klingelt an meiner Tür, um mein Stück aufzuführen?

Paul: So ungefähr.

Martin: Paul, Du brauchst Hilfe. Striese ist meines Wissens eine Figur aus dem Theaterstück "Der Raub der Sabinerinnen.

Paul: Dem andern, ja.

Martin: Und eine Figur aus dem "Raub der Sabinerinnen" führt meinen "Raub der Sabinerinnen auf, in dem aber kein Striese vorkommt, soweit ich mich erinnere.

Paul: Jetzt hast Du es begriffen.

 

Aus: "Mensch Striese!" Komödie

Striese: Ich sage Dir mal was, Professor. Striese ist eine Figur. Eine Theaterfigur. Und Theaterfiguren sind die sympathischten Gestalten, die mir je untergekommen sind. Und wir Figuren werden jeden Tag mehr. Unsere Trauerspiele dauern 5 Akte, Eure ein ganzes Leben. Unsere Tragödien machen Sinn, Eure sind Zeitverschwendung. Unsere Komödien sind komisch, Eure lächerlich. Wir sind glaubwürdig, Ihr glaubt an gar nichts. Und wer könnte das ändern? Ihr! Mir uns. Mit Phantasie. Mit einem Hauch von Phantasie. Deswegen spielen wir, gibt es uns, damit Ihr hoffentlich eines schönes Tages begreift: Spielt Theater und nicht Gott!

 

Aus "Hotel Paradies" Komödie in 6 Kapiteln

Ibrahim: Ich will jetzt meinen Kaffee! Siehst Du hier Gäste? Ob Du hier Gäste siehst? Ich sehe nur einen Espresso trinkenden   Erzengel.

Gabriel:  Bilde ich mir das ein oder ist die Stimmung hier ein klein wenig gereizt?

Ibrahim: Ein Christ will mir sagen, was normal ist. Also wirklich! Zölibatärer Dogmatiker.

Matteo: Aber Milch mit Honig, das ist normal? Nur weil Dein Prophet ein Alkohol Problem hatte.

Rabbi: Du bildest es Dir nicht ein.

Eva: Toleranz ist neu für sie.

 

Aus "Hotel Paradies" Komödie in 6 Kapiteln

Eva:  Könnte man sagen, dass Don Matteo auf den ersten Gast wartet, wie die Christen auf Christus warten?

Gabriel: Gewagt, aber als Problem vergleichbar.

Eva:  Also ist alles eine Frage des "wann"?

Gabriel: Im Falle des Gastes, ja, im Falle Christi, nein.   

Eva:  Eva braucht Unterweisung.

Gabriel: Lass mich raten: Der ist von Ibrahim.

Eva: Ja.

Gabriel: Pass auf, Fräulein Eva: Christus kommt nicht wieder. Ein Gast könnte kommen.

Eva: Oh nein! Sag das bitte nicht Don Matteo. Das würde ihm das Herz brechen.

Gabriel: (lacht) Herz Jesu! Keine Sorge, tu ich nicht. Aber das Herz bräche dem nicht.

Eva: Er glaubt daran.

Gabriel: Eben. Er ist Katholik. Die geben nicht so leicht auf.

 

Aus "Die Helfendorf Cops - Das Salz der Erde" Kriminalkomödie

Kutzer: Spannend. Und das verbindet Ihr mit der heutigen Zeit?

Mattheisen: Ja, so alte Wunden, die rosten nicht. In Bayern.

Kutzner: Ein echter Blut und Boden Stoff. Schuld und Sühne.

Schäffler: Aber mit Humor.

Kutzner: Das klingt nach knallharter Ermittlungsarbeit. Seien wir gespannt. Schön, dass Ihr uns heute so tolle Einblicke in unsere neue Vorabendserie "Die Helfendorf Cops" gegeben habt. Morgen, Dienstag, um 19.25 geht es los, hier bei uns im Vierten.

 

Aus "Die Helfendorf Cops - Das Salz der Erde" Kriminalkomödie

Mattheisen: Guten Morgen, Frau Doktor Berthold, schön Sie zu sehen. Ja, ja, Morde führen zusammen.

Berthold: Eine seltsame Art Komplimente zu machen, Herr Hauptkommissar.

Schäffler: Wo ist die Leich?

Josepha: Ich wär jetzt da.

Schäffler: Sperren Sie den Tatort ab, Melanie. Keine Zaungäste, keine Presse.

Josepha: Ich heiß Josepha.

Schäffler: Das ändert nix.

Mattheisen: So schnell ein Mord. In Helfendorf. Hätte ich nie gedacht.

Berthold: Strafversetzt heißt nicht arbeitslos.

Schäffler: Wo ist die Leich?

Mattheisen: Alles in Ordnung mit Ihnen, Frau Doktor?

Berthold: Ich bin Gerichtsmedizinerin, Herr Mattheisen.

Schäffler: Kruzifix, die Leich?

Berthold: Sicher gestellt und nach München in die Pathologie.

Schäffler: Wie kommens denn dazu? Wozu hat's denn Kommissare, wenn die Leich scho weg is. Dann sind wir ja überflüssig.

Mattheisen: Herr Kollege, lassen Sie doch die Kollegin Berthold erst einmal berichten.

Michl: Da haben wir eine Leich und sie ist weg.

 

 

Aus "Das Wirtshaus im Spessart" Schauspiel mit Gesang 

Philip: Was, in Gottes Namen, fürchtest Du denn?

Felix: Die Räuber. Du hast den Anschlag gelesen.

Philip: Weil die auf Dich wohl spechten. Die nehmen andere aus. Im Höchsten stören wir deren gerechten Schlaf.

Felix: Gerechter Schlaf! Du möchtest am Ende dieses Gottlosen noch rechtfertigen?

Philip: Die nehmen's denen, die genüglich haben.

Felix: Geben ist seliger, denn nehmen.

Philip: Amen.

Felix: Ja und Amen!

Philip: Geh, mich verdriesst das Gespräch. Wer suchet, der findet. Auf, damit mein Bier mich findet.

 

 

Aus "Das Wirtshaus im Spessart" Schauspiel mit Gesang 

Lied des Hannes

Es sitzt der Bürger im steinernen Haus,

zählt peinlich die gerafften Pilaster.

Sieht ängstlich zum gitternen Fenster hinaus,

ob ihm wer flöht den geraubten Zaster.

Draußt schleicht der Kunde in hämischer Kluft,

die dämlichen Wachter durch List schon gebunden.

Liegt schofel itzt Böses in galliger Luft,

erbrochen die Tür durch den grandigen Kunden.

Wie der nassige Bürger um Hilfe schreit,

zerschneidet das Messer die Gorgel.

"Zum Herrgott, Du Protzer, is nimmer weit",

Gott selbst schlägt zum Sterben die Orgel.

 

Aus "Olivers Onkel" Komödie

Albert: Gegenüber, ja. Ich sage jetzt mal, ich hüte gegenüber. Sie kennen ja Ihren Gegenüber.

Alexander: Nicht wirklich. Sie sind‘s nicht.

Albert: Nein, ich bin der Onkel. Der Onkel vom Gegenüber.

 

Aus "Olivers Onkel" Komödie

Alexander: Ich tippe auf die Kategorie Wunder. Bist Du religiös? Vielleicht haben wir dann eine Chance.

Oliver: Wunder. Mindestens. Ich wüsste eins.

Alexander: Ein Wunder?

Oliver: Sowas in der Art, ja. Hat was mit Onkel zu tun.

Alexander: Der Vogel von gegenüber? Kein Wonderman, wenn Du mich fragst.

Oliver: Nein, mein Onkel.

Alexander: Dein Onkel?

Oliver: Mein Onkel aus Amerika.

Alexander: Der Onkel aus Amerika. Du findest das witzig, nehme ich an?

Oliver: Es wäre ein Wunder.

Alexander: Nicht zu genau, bitte.

Oliver: Meine Tante hat...meine Tante ist...

Alexander: Deine Tante ist vermutlich mit deinem Onkel verheiratet.

Oliver: Tante Bettina ist vor Jahren ausgewandert. Nach Amerika.

Alexander: Ich glaube, das nennt man nicht mehr so.

Oliver: Hatte die Schnauze voll. Deutschland und das alles. Schwarzes Schaf, wenn Du so willst.

Alexander: Weil sie von Deutschland die Schnauze voll hatte? Also, wenn das ausreicht.

Oliver: Nichts gelernt und so. Weg von alledem hier.

Alexander: Ins gelobte Land. Vielleicht sind schwarze Schafe so naiv.

Oliver: Und hat dort einen Mann gefunden.

Alexander: Deinen Onkel nehme ich an.

Oliver: Genau genommen war's ihr dritter.

Alexander: Wo gezählt?

Oliver: Drüben. Nummer drei ist der Sechser im Lotto.

Alexander: Toll für Tante Betti.

Oliver: War, genau genommen. Tante Bettina ist schon länger tot.

Alexander: Klingt, als ob ihr euch sehr nahe standet.

Oliver: Hatte keine Zeit. Zur Beerdigung. War viel los an den Märkten.

Alexander: Können wir nochmal auf das Wunder zu sprechen kommen?

Oliver: Nummer drei war, ist: Ruben Berkowitz.

Alexander: Ruben Berkowitz. Der Ruben Berkowitz. Nicht irgendein Gebrauchtwarenhändler aus der Bronx, sondern Ruben Berkowitz?

Oliver: Der.

Alexander: Der mit den Fonds?

Oliver: Der.

Alexander: Der keinen unter einer Million reinlässt?

Oliver: Der.

Alexander: Ok, und der ist Dein Onkel?

Oliver: Angeheirateter Onkel.

Alexander: Mann, der ist Gott. Oder mindestens Papst.

Oliver: Fände er bestimmt lustig als Jude.

Alexander: Oh, Tante Betti hat einen Juden geheiratet. Seid ihr nicht katholisch?

Oliver: Du weisst, was Berkowitz von unsresgleichen hält?

Alexander: Katholiken?

Oliver: Investmentbankern.

 

Aus "2 nach Orff" Schauspiel mit Musik

Arthur: Schlechterdings kann ich keine Oper schreiben, deren Sujet es ist, dass mir nichts einfällt.

Klaus: Warum nicht?

Arthur: Weil das niemanden interessiert, mich eingeschlossen.

Klaus: Wenn das ein entscheidendes Kriterium für Oper wäre, würde so Einiges nicht auf die Bühne kommen.

 

 

Aus "2 nach Orff" Schauspiel mit Musik

Thea: Sie werden uns sehr attraktiv finden und das lohnt sich immer. Lust bereiten ist einer meiner Vorzüge. Wollen wir uns setzen?

Arthur/Klaus: Nein!

Krypto: Thea, langsam. Die Herren wollen erst einmal wissen, wer wir sind-

Arthur/Klaus: Ja!

Thea: Ach so. Machen wir es wie beim letzten Mal?

Krypto: Etwas weniger Unsinn, bitte.

Thea: Ich glaube nicht, dass es daran gelegen hat.

Krypto: Das ist keine Frage des Glaubens. Das ist konkrete Interpretation.

Thea: Jeder, was er kann.

Krypto: Können wir anfangen?

Kleine Pause. Die Damen bauen sich vor den Herren auf. Percussion spielt

Thea: Guten Abend, lieber Herr Arthur und ebenso und gleichzeitig Guten Abend auch lieber Herr Klaus. Dieser Abend ist Abend Ihres Glückes; Sie werden Dank uns Ihre Bestimmung finden und dem Göttlichen sehr nahe kommen. All Ihre Sorgen, Ihr Grübeln werden wir mit einem sanftem Hauch verblasen. Ihre Vereinigung mit uns wird himmlische Früchte tragen, denn wir sind...

Krypto: Thea und...

Thea: ...Krypto. Zusammen sind wir...

Krypto: ...die vergessenen Musen!

Thea: Neben mir sehen Sie, Krypto, die vergessene Muse des Geistes zwischen den Zeilen -

Krypto: - und diese bezaubernde junge Dame ist Thea, die vergessene Muse des Unsinns.

Kleine Pause. Die Damen erwarten Beifall oder Begeisterung.

Arthur: Ich glaub's nicht.

Klaus: Junge, Junge, Musenbesuch.

Thea: Wollen wir uns setzen?

Arthur/Klaus: Ja.

 

 

Aus "Charleys Tante" Komödie

Charley: Stell Dir vor, Tante wäre mit der Titanic gekommen.

Jack: Die fuhr in die andere Richtung.

Charley: Nur angenommen. Dann wäre sie jetzt tot.

Jack: Meine Güte, Charley, sei nicht morbid. Außerdem retten sie die Reichen immer zuerst.

Charley: Ja, aber es war Nacht.

 

 

Aus "Charleys Tante" Komödie

Jack: Brassett?

Brassett: Ja, Sir?

Jack: Du willst Du heute Abend frei haben?

Brassett: Ja, Sir.

Jack: Du gehst auf Deinen Dienerball?

Brassett: Sehr wohl, Sir.

Jack: Du trittst dort auf?

Brassett: Wie Sie wissen, Sir. Eine Kleinigkeit zur Belustigung der Kollegen.

Jack: Und Du gibst dort?

Brassett: (ein wenig genant) Königin Mutter, Sir. (kichert)

Charley: Gute Güte!

Brassett: Verzeihung, Sir. Ein Spaß für unsereinen.

Jack: (fest) Hol Dein Kostüm, Brassett.

Brassett: Sir, ich geniere mich.

Jack: Hol Dein Kostüm.

Brassett: Wenn Sie meinen, Sir. Sie dürfen aber nicht lachen. (ab)

Charley: Jack, würdest Du so freundlich sein und mir erklären...

Jack: Sei ruhig und verdirb es nicht. Wir machen eine Tante aus ihm.

Charley: (geschockt) Nein!

Jack: Doch. Eine andere bekommen wir nicht. Also nutzen wir die Chance. Und spiel mit, Herrgott!

 

 

Aus "Heute bei uns" Schauspiel

Meine Frau: Schau, was sie mir geschenkt hat!

Ich: (liest den Buchtitel) "Melancholischer Treibsand". Lass mich raten.

Ärztin: Für Dich ist es auch was. Aber Du brauchst ja keine Ratgeber.

Ich: Nur Dich.

Ihr Mann: Habt Ihr gelesen, was in Berlin passiert ist?

Ärztin: Schaden würd's Dir nicht.

Ich: Bestimmt nicht. Aber ich warte lieber auf das nächste Buch, welches mir sagt, dass ich alles anders machen  

soll, wie in diesem Buch empfohlen. "Fröhliche Sandbank".

Ärztin: Gut, wenn einer schlauer ist, als alle anderen.

Meine Frau: Du brauchts es eh nicht zu lesen. Du findest in Selbstanalyse heraus, was Dir fehlt.

Ich: Ratgeber bestimmt nicht.

Ärztin: Das ist das Schöne an Dir, zugeben wirst Du es nie. Solange Du es Deiner Frau nicht verbietest.

Ich: Ist das eine Option?

 

Aus "SO!" Schauspiel

Max: Also lasse ich Dir Deine Affaire.

Sophie: Also lasse ich Dir Deinen Schmerz.

Max: Wenn Du meinen Schmerz begriffen hast...

Sophie: ...kann ich deinen Schmerz empfinden.

Max: Wenn wir beide den Schmerz akzeptiert haben...

Sophie: ...haben wir eine Zukunft. Beide durften an und mit sich etwas Echtes erleben.

Max: Begriffen? Wenn nicht, gleich nochmal die Szene anhören. Ansonsten zeigen Euch Sophie...

Sophie: ...und Max in der nächsten Szene das:

Beide: SO!

 

 

Aus "Verflucht von Jesus" Schauspiel

Shaitan: Ich habe es Euch gesagt.

Jesus: Das hast Du. Aber es ist noch nicht zu Ende.

Shaitan: Wann wird es zu Ende sein?

Jesus: Frag die andern.

Shaitan: Du bist die Andern.

 

 

Aus "Verflucht von Jesus" Schauspiel 

Jesus: Das in der Wüste warst nicht Du?

Shaitan: Nein. Du weichst aus. Am Ölberg, das war ich. Den Souffleur am Kreuz habe ich auch gerne gegeben.

Jesus: Ich verstehe Dich nicht.

Shaitan: Lass diesen Kelch an mir vorüber gehen. Das war auch ich.

Jesus: Das war ich!

Shaitan: Du bist naiv. Warst Du immer.

 

 

Aus "Kowalski oder über meinen Schwager später"  Quasi Operette

Elsa: Ist der Eimer bereit?

Rudolf: Im WC.

Elsa: Stell ihn unter den Tisch. Es wäre ein Weihnachtswunder, wenn meine Schwiegertochter auf Karpfen

nicht speien müsste.

Rudolf: Wunder geschehen immer wieder.

Elsa:  Bei der nicht.

 

 

Aus "Kowalski oder über meinen Schwager - später"-Quasi Operette

Arie der Elsa. 1. Akt, Nr. 1. "Wo ist der Zucker für meinen Salat"

Wo ist der Zucker für meinen Salat,

Zuckrig macht lustig, ölig malad.

Da uns schlägt die rettende Stund',

Süßes für weltlichen Mund.

 

Die weißen Kristalle an jedem Blatt,

versüßte Salate, nur die machen satt.

Und mögens die Kinder nicht leiden,

da muss sich der Gaumen bescheiden.

Wir sollen die Kinder erziehn,

sei's Ekel, hier wird nicht gespien.

So mundet die Heilige Nacht,

süße Salate zur Krippe gebracht.

 

Darum muss ein Zucker an meinen Salat,

zuckrig macht lustig, ölig malad.

Esst nur und werdet gesund,

Gaben für weltlichen Mund.

 

Her mit dem Streuer, Rudolf, oh Mann,

s'gibt keine Versalten, wie Liebe es kann.

Das ist die Würze, so macht es Sinn,

gültig für Mütter von Lübeck bis Wien.

Ihr Kinderlein kommet zur Mutti nach Haus,

Elsa hat Rudolf und gottlob nicht Klaus.

 

Wo ist der Zucker für meinen Salat,

zuckrig mach lustig, ölig malad.

Rudolf, oh Rudolf, steh mir parat,

was wär's ohne Zucker doch fad.

 

 

 

Aus "Der Hauptmann" Kirchenoper

Optio: Hauptmann Longinus?

Longinus: Derselbe.

Optio: Vierte Kohorte der zehnten Legion?

Longinus: Derselbe.

Optio: Hauptmann unterm Kreuz?

Longinus: Derselbe.

Optio: Du bist verhaftet. Folge mir.

Longinus: Lasst Eure Schwerter stecken, Freunde. Ich bin, der ich jetzo bin: Der Hauptmann unterm Kreuz.

 

Aus "Brudermord" Bayerisches Drama 

Regina: Jetzt hör halt amol mit'm Trinka auf. Am hellerlichten Tag.

Joachim: Weil's Di was angeht.

Josepha: Allaweil tuasd eam kritisieren.

Regina: Weil er allaweil am Trinka is.

Josepha: Wird's scho wissen.

Regina: Werst scho Du wissen, warums des sogst.

Josepha: Leicht scho, Fräulein Regina.

Regina: Schau ma wia's nausgeht, Josepha. A Mensch hod daherin no nia wos zum Sogn ghabt.

Josepha: Wia se hoid ois ändert im Lebn.

Joachim: A Ruah is, Herrgottsakrament! Weiberleit!

Josepha: Allaweil duads mi...

Joachim: A Ruah, hob I gsagt. (Pause) Itzt sog hoit Du a amoi eppas, Vatta.

Vater: Was soid grad I sogn? Is wia's is.

Joachim: Aba wia's werd. Braucha duad des koana. Den koana.

Regina: Was Du grad brauchst dersicht ma leicht.

Joachim: Auf des werd's scho an Schnaps braucha.

Vater: Is wia's is.

Joachim: Na! Kimmt der zruck. Was mua der itzt zruck kemma? Braucht's den? Braucht's den? Ob's den braucht?

 

 

Aus "In Gottes Namen" Oper 

Mutter ohne Namen:

(zur Musik, rhythmisch)

Ich bin, ich bin die Mutter ohne Namen

die, als dann die Reiter kamen

dem Zorn der letzten Tage ausgesetzt

das Schwert hat mir das Kind zerfetzt

(gesprochen)

So vieles steht im Buch geschrieben. Bezeugt mir einen waltenden Sinn. Und als die Mütter aus dem Garten kamen, fand sich für ihre Frucht aus Tod. Wenn ein Biss die Ewigkeit vertrieb, muss Leben einen Todesgrenze haben. So wurden alle Menschen Schöpfer, da sie Erkenntnis aßen. Sie lernten zu erkennen. Und wurde Eine von Einem erkannt, gebar sich eine vom Gotteskind zurMutter. Doch Schöpfermensch, was hast Du denn ersonnen? Aus gepressten Schreien kroch sich ein Wunder - neuer Mensch. Lassdoch die Wunder wachsen, bis Du dem Tod gehörst. Statt die Wunder zu bewundern, musstest Du die Wahrheit finden. Reicht denn Erkenntnis nicht?

(gesungen)

Wenn Menschen sich die Wahrheit finden

gibt es davon immer zwei, wenn zwei, dann drei

und auch bis acht.

So ward der Krieg geboren,

der uns die Kinder nimmt.

So wurden wir zu Müttern ohne Namen,

die überall zu finden sind,

wo Menschen Recht statt Liebe rufen.

 

Aus "Melvin - ein Engel für die Stadt" Weihnachtsstück in VIII Szenen

Polizistin: Entschuldigen Sie, Polizei. Was machen Sie hier?

Melvin: Die Botschaft an die Menschen bringen.

Polizistin: Aha. Darf man fragen welche?

Melvin: Kein Fernseher an Weihnachten und keine Weihnachtsmänner. Gar keine.

Polizistin: Wie bitte?

Melvin: Bei Einbruch der Dunkelheit.

Polizistin: Was soll das?

Melvin: Andernfalls lassen wir Weihnachten ausfallen.

Polizistin: Wollen Sie sich lächerlich machen? Wer wir?

Melvin: Gott, der Herr. Ich bin der Engel Melvin.

Polizistin: Und Gott, der Herr, hat Sie gesandt, um den Menschen zu verkünden, dass Weihnachten ausfällt?

Melvin: Ja. Aber nur wenn gefernseht wird oder die Weihnachtsmänner kommen.

Polizistin: Melvin - Sie sind nicht von hier?

Melvin: Nein, völlig fremd. Von sehr weit weg.

Polizistin: Haben Sie eine Aufenthaltsgenehmigung?

Melvin: Ja, von ganz oben.

Polizistin: Berlin?

Melvin: Weiter oben.

Polizistin: Schweden, Sie Witzbold?

Melvin: Nicht von dieser Welt. (zeigt zum Himmel) Von dort oben.

Polizistin: Ah, jetzt verstehe ich. Sie sind ein Engel namens Melvin, der auf die Erde kommt, um die Menschen zur Umkehr zu bewegen?

Melvin: Sehr richtig. Wohnen Sie hier?

Polizistin: Ich brauche Ihren Ausweis, Sie Heiliger?

Melvin: Ich bin kein Heiliger.

Polizistin: Ihren Pass, Herrgott!

Melvin: Einen Pass habe ich nicht, nur eine Auftrag.

Polizistin: Das kennen wir.

Melvin: Woher?

 

Aus: "Die Schöne Helena" - Operette  von Jaques Offenbach

Helena: A prospos Götter, was Neues über die Berg Ida Episode?

Kalchas: Paris hat Venus des Apfel gegeben.

Helena: Wie süß!

Kalchas: Die andern Damen sind sauer.

Helena: Und die Belohnung? Götter belohnen immer, wenn sie die Hauptrolle kriegen.

Kalchas: La plus belle femme du monde.

Helena: Aber, das bin doch ich?

Kalchas: Offenkundig. Sichtlich.

Helena: Aber, ich bin verheiratet?

Kalchas: Ja.

Helena: Aber, die Göttin hat`s versprochen?

Kalchas: Ja.

Helena: Aber, was Götter versprechen müssen sie halten?

Kalchas: Ja. Meistens.

Helena: Oh, ich spüre es. Ich spüre es.

Kalchas: Was?

Helena: Das Schicksal. Mein Schicksal.

Kalchas: Welches genau?

Helena: Gegen das Schicksal kämpfen Götter selbst vergebens.

Kalchas: Oh, ja.

Helena: Ich muss mich also fügen?

Kalchas: Ja.

Helena: Und mein armer Menelas wird toben?

Kalchas: Anzunehmen.

Helena: Man wird mich als Flittchen beschimpfen?

Kalchas: Das zumindest.

Helena: Und dieser Paris ist Ausländer?

Kalchas: Ja. Troja.

Helena: Wenigstens das. Kommt man gegen sein Schicksal an?

Kalchas: Fragen Sie Ödipus' Mutter.

 

Aus: "Ihr habt Pardon! Weihnachten - Sendling - 1705"

 Trommler: Wer will fleissige Kriegsleut sehn, der muss nur nach Bayern gehn

                      Schieße hin, schieße her, durch den Bauch, das ist nicht schwer.

 

                     Wer will eifrige Schlächter sehn, der muss nur nach München gehn

                     Treib sie hin, treib sie her, metzeln, das ist nicht so schwer.

 

                     Wer will blutige Leiber sehn, der muss nur nach Sendling gehn

                      Ohne Arg, ohne Wehr, Leichenhaufen riechen sehr.

 

                     Wer will schändliches Unrecht sehn, der muss nur zum Kirchhof gehn

                     Schrei nach Gott, was das sein, glaub mir das geht auch vorbei.

 

                    Wer will traurige Menschen sehn, der muss nur auf Erden gehn

                    Diente hier, betet her, Gott und Kaiser sei die Ehr.

 

Aus "Ihr habt Pardon! Weihnachten - Sendling - 1705"

Nachrichtensprecher: Zusätzlich sind die Reichstruppen des Oberst de Wendt mit sofortiger Wirkung nach München

                                        beordert worden. Die im Felde stehende Heeresgruppe Kriechbaum kann jederzeit wenden.

                                        Die Stadt ist gerüstet und die Lage unter Kontrolle. München, den 21. Dezember 1705,

                                        gezeichnet, Löwenstein, Administrator.

 

Aus "Ihr habt Pardon! -Weihnachten - Sendling - 1705"

1. Mann: Hat einer den Hans gesehen?

2.Mann: Abgesetzt. Als Aberle nach Sendling befahl.

3.Mann: Lauft's zu! Die Reiterei setzt nach!

4.Mann: In Sendling gibt's Schutz.

5.Mann: Aber keine Artillerie.

6.Mann: Etliche sind ertrunken. Ich hab's gesehen.

2.Mann: Wir müssen geordnet zurück!

4.Mann: Was redest Du von Ordnung? Die nackte Haut retten.

3.Mann: Wer hat das Kommando?

5.Mann: Keiner mehr. Blöde Frag.

6.Mann: In Sendling haben's Wälle.

1.Mann: Hoffen wir's.

6.Mann: Da vorn sind andre von uns!

4.Mann: Wenn alles nichts hilft, schlagen wir Pardon.

3.Mann: Die werden wieder auf die Stadt zurück gehen.

5.Mann: Werden sie nicht. Wo sie uns schon haben.

2.Mann: Uns haben die nicht.

3.Mann: Lauft's zu! Die Hufe kann ich schon hören.

6.Mann: Gefallen. So viele.

2.Mann: So dicht waren wir dran.

5.Mann: Was willst machen gegen eine Armee.

3.Mann: Das war Verrat. Die Stadt war stumm.

1.Mann: Die Tore zu. Gesagt haben sie, wir müssten bloß reinspazieren.

3.Mann: Verrat! Anders nicht.

 

Aus "Menscher - Worte für Theres"

 Chor:    Schau,is nix, was Du erhören kannst.

              Alloa mit Dir und uns liegst am Herrgott in der Zeit.

              Drum kannst Du uns ruhig Worte geben;

              in deren stetem Fluss macht sich ein Sinn bereit.

              Den muss es doch für alles haben.

              Blickst Du auch so anderscht über Dich und Deine her,

              am End wirst dann wie alle wissen -

              Musst nur reden mit die Leit.

              Drum sag - wer bist?

Theres: Theres.

Chor:    Theres, sag - was tust?

Theres: Mitterdirn.

Chor:    Theres, Mitterdirn - wem horchst?

Theres: Dem Bauern horcht die Mitterdirn.

Chor:    Theres, Mitterdirn vom Bauern - wo kommst?

Theres: Dahoam. Die Muatta gab mirs Dahoam.

Chor:    Theres, sag, was schafftst itzt hier?

Theres: Taug neamd nix mehr. Muatta sagt mir los, Bauer sag mir End, Pfarrer sagt mir Straf, Knecht sagt mir Schand.

              Ko mir selba sagn, wer I no bin.

Chor:    Theres, Du hast a Gschicht für uns.

              Lass raus, wir hören Dich brav aus

              und tragen's ratschend nicht herum.

              Sag uns von Dir, es liegt ein Leid in Deinem Ich.

              Such es rauszubringen, kleines Häuflein Mensch.

              Heisst es auch Worte würgen, so ist es besser doch,

              als elendsreich an dicken Knoten zu ersticken.

              Wir richten nicht, wir hören bloß,

              und wenn Du magst auch zeugen.

Theres: Mir is nit wohl.

 

Aus "Immer schon und nächstes Jahr - Ostern im Wald"

 Kind:   Na, Gott sei Dank.

Mann: Womit ich mir nicht so sicher wäre.

Kind:   Jedenfalls bist Du sehr seltsam. Die Großen würden sagen: Interesant. Meistens sind das Spinner.

Mann: Der seltsam interessante Spinner hat Dir eine Frage gestellt, die jedes Kind beantworten kann. Fangen wir mit

             Oster Ei an. Was ist Oster Ei?

Kind:   Hühner kennst Du aber?

Mann: Hühner kenne ich.

Kind:   Sehr gut. Hühner legen was?

Mann: Hühner legen Eier.

Kind:   Genau! Eier sind oval und haben etwas darin.

Mann: Küken, letztlich.

Kind:   Wenn Du jetzt die Eier mit etwas anderem füllst, Schokolade, dann hast Du kein Hühnerei, sondern ein Schokoladen

             Ei. Das packt man in Folie, versteckt und verschenkt es zu Ostern, und genau das ist ein Osterei.

Mann: Ich finde zwar, das macht keinen Sinn und das mit dem Verstecken klären wir später. Jedenfalls weiß ich, was Du ein

             Osterei nennst. Schokolade ist etwas zum Essen, vermute ich?

Kind:   Braun, süß und lecker.

Mann: Kann ich so eines probieren?

Kind:   Erst muss ich eins finden.

Mann: Was uns zu Geschenken bringt. Wer schenkt wem was?

Kind:   Sie nennen es Osterhase; meine Vermutung ist die Großen.

Mann: Die Großen schenken allen Kleinen was, und heißen dann Osterhasen?

Kind:   Das ist eine gute Erklärung. Die Großen schenken sich aber auch gegenseitig was.

Mann: Alle sind Osterhasen?

Kind:   (lacht) Ja, alle sind Osterhasen.

Mann: Also warum jemand Hase wird, wenn er schenkt - sei's drum. Hasen, Eier, Geschenke. Sag mir, warum gibt es

             Geschenke? Denn für Geschenke braucht es einen Grund.

 

 

 

 

Szenen Foto aus "Charleys Tante", Dehnberger Hoftheater, 2016